Über Sex zu sprechen ist nicht einfach sondern erfordert oft Überwindung
Kürzlich war ein Paar bei uns, das schon länger nicht mehr miteinander schlief. Sie hatte zwar Lust und zeigte ihm das auch. Er aber war abweisend und sagte oft, er sei müde. Bis sie irgendwann ihre Avancen einstellte. Im Laufe des Gesprächs kam heraus, dass sie ihm früher einmal vorgeworfen hatte, er sei im Bett egoistisch; er habe sich nicht um sie gekümmert, sobald er zum Orgasmus gekommen war. Das ist bei vielen Paaren so. Meist reden sie nicht darüber. Und der Frust nimmt zu.
Glauben Sie auch, dass Intimität spontan entstehen und Sex von alleine befriedigend sein sollte? Und glauben Sie auch, dass das Sprechen über sexuelle Wünsche oder das Beschreiben von sexuellen Lustbremsen das Sexleben verschlechtern? Mit diesen Mythen beschäftigen sich die Paar- und Sexualtherapeut*innen Ralf Sturm und Katharina Middendorf in diesem Artikel. Denn Sex kann viel besser werden, wenn man darüber spricht. Manchmal ist das Reden vielleicht sperrig und unbeholfen, weil es an Übung mangelt, aber das legt sich meist recht schnell, vor allem, wenn die Ergebnisse folgen, nämlich eine befriedigende Sexualität.
Viele Paare einigen sich ohne Worte auf den sexuell kleinsten gemeinsamen Nenner. Dieser Sex ist erprobt, funktioniert und wird notfalls auch ertragen. Aber die Neurosexologie zeigt, dass dieser Weg mit Sicherheit in die verkehrsberuhigte Zone führt, weil das Gehirn nach Reizen sucht, die es interessant findet. Und das ist in der Regel nicht der kleinste gemeinsame Nenner. Wie durch Kommunikation Spannung erzeugt werden kann, berichten Ralf Sturm und Katharina Middendorf anhand von Fallbeispielen aus ihrer Praxis für Paar- und Sexualtherapie in Berlin Zehlendorf.
