Trennung nach den Ferien ist keine Seltenheit
Nach den Sommerferien wird es bei uns in der Praxis voller. Das liegt nicht daran, dass sich nach dem Jahresurlaub in vielen Beziehungen etwas bewegt. Dazu gibt es Untersuchungen: Zwei von drei Paaren geraten in den gemeinsamen freien Wochen in Streit, jede dritte Scheidung wird nach dem Urlaub eingereicht. Überdurchschnittlich oft sagen uns Klienten, dass ihre Krise nach einer gemeinsamen Reise angefangen hat.
Urlaub ist die Abwesenheit von Stress. Und Stress belastet die Beziehung. Warum aber werden Paarbeziehungen im Urlaub oft auf die Probe gestellt?
Die Paar- und Sexualtherapeut*innen Ralf Sturm und Katharina Middendorf berichten in ihrer Kolumne, diesmal zum Thema: Macht der Urlaub die Liebe kaputt? aus ihrer gemeinsamen therapeutischen Praxis in Berlin-Zehlendorf. In Corona-Zeiten und insbesondere im Lockdown ist das gleiche Phänomen wie im Urlaub zu beobachten gewesen.
Zwar klagen viele Paare darüber, keine Zeit füreinander zu haben, aber wenn dann Zeit da ist, können manche sie nicht gut miteinander gestalten oder merken, dass die gemeinsame Zeit auch Unterschiede aufzeigen kann, die vorher im Alltagsstress untergegangen sind. Das kann dann manchmal zu Überraschungen führen. So lädt der Urlaub oft dazu ein, über das bisherige Leben und das, was noch vor einem liegt, nachzudenken. Wenn die Ideen und Vorstellungen hier weit auseinandergehen, ist schnell Ernüchterung angesagt, und wenn dann die Kommunikationsmittel fehlen, um über diese Vergangenheits- oder Zukunftsthemen gut und zugewandt zu sprechen, kann sich der Urlaub wie ein Anfang vom Ende anfühlen.
Aber hier rät das Autorenpaar ganz klar zur Langsamkeit und dazu, diese Erfahrung zu nutzen, um wieder miteinander ins Gespräch zu kommen. Und so ist ein schlecht gelaufener Urlaub vielleicht manchmal der Beginn eines neuen gemeinsamen Weges als Paar.
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