Müssen Paare gleich viel Lust haben, um eine glückliche Beziehung zu führen?
Wie mache ich ihn an? Wie kriegst du sie ins Bett? Seit Jahrzehnten verkaufen Lifestyle-Magazine Ratschläge, um das Problem ungleich verteilter sexueller Lust zu lösen: Man müsse nur auf den richtigen Knopf drücken, die Erregung anfachen und schon geht es wieder ab. So einfach ist es leider nicht.
In ihrer Kolumne “Mythen der Liebe” im Berliner Tagesspiegel zeigen die Paartherapeut*innen und Sexualtherapeut*innen Ralf Sturm und Katharina Middendorf, dass Lust auch ungleich verteilt sein kann, ohne dass die Beziehung darunter leiden muss.
Das Klischee lautet oft: Er will Sex, sie nur Kuscheln. In der Praxis erleben Ralf Sturm und Katharina Middendorf das oft anders. Erstens ist es nicht geschlechtlich konnotiert, wer mehr und wer weniger Lust hat. Und oft sind die Rollen ambivalent. Oft teilen sich die Partner*innen das in der Beziehung auf – in einer anderen Beziehung könnte es aber auch andersherum sein. Das ist manchmal gar nicht so schlecht zu wissen, gerade wenn mit Zuschreibungen wie “frigide” oder “sexsüchtig” gearbeitet wird. Selten ist jemand krank – aber ist erst einmal ein Symptomträger identifiziert, wird das komplexe Beziehungssystem schnell vereinfacht: “Mit dir stimmt was nicht, du bist schuld”. Problem gelöst.
Leider nicht ganz, denn das Sexleben kommt so vermutlich auch nicht wieder in Schwung. Deshalb arbeiten systemische Paartherapeut*innen und Sexualtherapeut*innen wie Ralf Sturm und Katharina Middendorf hier anders.
Warum unterschiedliche Intimitätsbedürfnisse kein Trennungsgrund sein müssen, erfahren Sie in diesem Artikel und anhand von Fallbeispielen aus der paartherapeutischen Praxis.
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