Verliebtsein darf Ambivalenzen beinhalten und ist nicht an ein Entweder-Oder gebunden
Wenn Paare das erste Mal zu uns kommen, ist meist mindestens eine der Personen unsicher, ob sie die andere noch liebt. Dann können sehr grundsätzliche Glaubenssätze zum Vorschein kommen: Man müsse für das Gegenüber doch immer intensive Empfindungen haben – sonst passe man nicht zusammen! Wir wundern uns manchmal schon, welch hohe Ansprüche viele Menschen an sich und andere haben, wie sie zu fühlen hätten.
Zweifel werden oft von außen gesät. Beziehungen stehen nicht selten unter Beobachtung. Von Freund*innen, Kolleg*innen, der Familie. Oft sind es auch Neider oder Menschen, die eigene und fremde Themen nicht unterscheiden können und dann die eigene Biografie mit der des Paares verwechseln. Das ist oft gut zu wissen und kann entlasten. Denn meistens tauchen Zweifel nicht einfach so auf, sondern weil man gesehen hat, wie z.B. andere auf den/die Partner*in reagieren.
Aber auch ohne äußere Einflüsse beobachten die Paar- und Sexualtherapeut*innen Ralf Sturm und Katharina Middendorf in ihrer Praxis in Berlin-Zehlendorf Paare, die ins Zweifeln kommen oder gekommen sind. Denn das ist oft der Grund, eine Paartherapie aufzusuchen. Manche Paare kommen zugegebenermaßen recht spät in die Beratung, andere auch, obwohl es ganz normal ist, zu zweifeln. Oft reichen dann wenige Sitzungen aus, um zu zeigen: Es ist nicht ungewöhnlich, sondern sogar förderlich, zu zweifeln! Das hält beweglich und die Beziehung läuft nicht Gefahr, zu stagnieren und sich nicht weiterzuentwickeln. Warum Entwicklung in der Paarbeziehung wichtig ist, zeigen Katharina Middendorf und Ralf Sturm in diesem Artikel an Fallbeispielen aus dem Therapiealltag.
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