Mental Load ist immer noch rollentechnisch ungerecht verteilt
Manchmal schauen wir in unserer Praxis in das müde oder traurige Gesicht einer Frau, während der Mann neben ihr sagt: „Du warst früher spontaner, irgendwie freier.“ Das ist hart. Auch wenn wir uns als systemische Paatherapeut*innen sehr der Methode der Neutralität zuwenden, fällt es schwer, sich beim Thema Mental Load nicht auf die Seite der weiblich sozialisierten Person zu stellen.
Trägt eine Person in der Beziehung deutlich mehr Verantwortung als die andere, kommt es früher oder später zu Konflikten. Denn eine zufriedene Beziehung lebt nicht selten von einer gewissen Ausgewogenheit. Wie diese die einzelnen Beziehungspartner*innen benennen oder aushandeln, ist individuell, aber das Streben nach einer Form von Gerechtigkeit wird früher oder später in der Paarbeziehung ausgetragen werden müssen, weil es meist die Liebesbeziehung bedroht.
Der Paartherapeut Ralf Sturm und die Paartherapeutin Katharina Middendorf arbeiten allein oder zu zweit mit Einzelpersonen und Paaren. Und fast bei jedem Paar taucht früher oder später das Thema der Aufgabengerechtigkeit und der damit verbundenen Wertschätzung auf, wenn Mental Load und Verantwortung ungleich verteilt sind. Anhand von Fallbeispielen aus der therapeutischen Praxis in Berlin Zehlendorf beschreibt das Autor*innenpaar in der Kolumne “Mythen der Liebe”, wie Paare miteinander umgehen und dass manchmal tatsächlich einer zugeben muss, faul (gewesen) zu sein!
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